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Berichte von 06/2018

Fotos von Mai Chau und Pu Luong

Der Blick von unserer Unterkunft raus in die Natur. Der Schlafsaal war in einem traditionellen Haus auf Stelzen. Das erste leckere Mittagessen Nette Gespräche mit dem Guide Schöne Spaziergänge durch Reisfelder Bereit für die Floßfahrt. Konzentration am Webstuhl ;-) Und hier meine Lehrerin Noch ein Eindruck von der Radtour Hier mal ein paar lang ersehnte Fotos. :-)

Ein Ausflug nach Mai Chau und Pu Luong

Samstag früh ging ich mit Akira los, mit dem Taxi zum Reisebüro und dann mit einem kleinen Bus Richtung Mai Chau. Auf dem Weg kamen wir an meiner Arbeit vorbei und ich sah dass Tabita auch samstags arbeiten geht. Ich unterhielt mich auf der Fahrt viel mit Akira. Die Zeit verging schnell und mittags waren wir in Mai Chau. Nur wir beiden mussten noch weiterfahren – mit dem Auto nach Pu Luong. Dort angekommen, starb ich fast vor Hunger. Es gab auch gleich super leckeres Mittagessen mit Frühlingsrollen, Ei, Gemüse, Suppe und Reis. Nach diesem super Essen gingen wir in unseren Schlafsaal und stellten fest, dass wir dort die einzigen waren. Als wir uns etwas ausgeruht hatten, gingen wir los zu einem Spaziergang mit dem Guide. Wir unterhielten uns sehr nett mit ihm über Sprachen (er brachte mir etwas vietnamesisch bei, ich ihm etwas deutsch), Hanoi, unser Leben, unsere Träume (sein Traum ist es, mal ein Homestay in Mai Chau zu eröffnen und mein Traum ist es, nach Hanoi zu ziehen und eine Einrichtung für Erwachsene mit Behinderung aufzumachen. Da sagten wir dann, dass ich dann in sein Homestay kommen werde, um Urlaub vom dreckigen Hanoi zu machen.) und über noch vieles mehr. Es war sehr nett und unser Guide machte sich die ganze Zeit Sorgen wegen meines Hustens. Nur wir drei liefen durch die Reisfelder – es war eine sehr schöne, idyllische Atmosphäre. Als wir wieder zurückkamen, quatschten wir noch etwas mit dem Guide, ruhten uns aus und später gab es dann wieder sehr gutes Abendbrot, allerdings separiert von unserem Guide. Ich unterhielt mich noch lange und sehr schön mit Akira und dann gingen wir ziemlich früh schlafen. Durch die gute Luft konnte ich auch super schlafen. Nur mein Husten weckte mich manchmal auf…
Als ich Sonntag aufwachte, ging ich duschen und stellte fest, dass es draußen komplett neblig war. Man hatte keine Sicht und ich freute mich umso mehr über den Spaziergang am Vortag und dass wir da mit dem Wetter wirklich Glück hatten. Zum Frühstück gab es Pancake und danach hieß es schon wieder Sachen packen. Als wir damit fertig waren, liefen wir zum Auto. Während wir fuhren, hörten wir wunderschöne Musik und dann liefen wir durch ein kleines Dorf und durch die Natur. Der Nebel war verschwunden und es war wieder sehr warm und sonnig. Plötzlich kamen wir an einen Fluss auf dem ein kleines Bambusfloß stand. Wir bekamen Schwimmwesten und die typischen Sonnenhüte und dann ging es los. Es war eine sehr schöne Floßfahrt durch die Natur. Als wir anlegten, stand das Auto schon wieder bereit und wir fuhren zurück nach Mai Chau. Dort angekommen, hatten wir großen Hunger und es gab auch gleich ein super Mittagessen. Doch als wir satt waren, hieß es leider schon Abschied nehmen von unserem Guide. Wir machten noch ein gemeinsames Foto und dann fuhren wir mit einer anderen Gruppe und einem anderen Guide zusammen mit dem Fahrrad durch Mai Chau. Diese Gruppe und die Guide-Frau(?) waren allerdings sehr anstrengend und eine etwas korpulentere deutsche Familie gab nach 10 Minuten Radfahren auf. Wir mussten also an einem Stand Pause machen und dort kaufte ich ein schönes handgewebtes Tuch. Nachdem ich auf vietnamesisch gefragt habe, wie viel das kostet, wurde die Frau an dem Stand plötzlich ganz lebendig und bot mir gleich an, dass ich an ihrem Webstuhl mal weben ausprobieren könnte. Sie zeigte wie man es macht und so lernte ich, wie man an einem Webstuhl webt – mit viel Publikum, das sich freute, dass eine weiße Europäerin an einem Webstuhl sitzt und webt. Da habe ich mal wieder gesehen, was mit Sprache alles möglich ist. Es war ein sehr schönes Erlebnis. Schließlich fuhren wir weiter und nach ca 20 Minuten erreichten wir ein kleines Dorf mit einem Markt, wo ich ein paar Sachen kaufte. Da es nach Regen aussah, fuhren wir dann schnell wieder zurück, wo wir dann auf den Bus warteten. Wir fuhren los und in der Pause fragte ich, ob der Bus uns an der Kim Mã Straße raus lassen kann und es klappte natürlich. Außerdem sprach eine Vietnamesin in der Pause plötzlich deutsch mit mir, da sie Übersetzerin ist, doch ich sprach englisch, da ich im englischen drin war und außerdem ja noch Akira neben mir saß und kein Wort verstanden hätte, wenn wir deutsch geredet hätten. Wir kamen also an der Kim Mã Straße an und die Vietnamesin stieg mit uns aus und fragte uns auf deutsch, ob sie uns zum Hotel bringen könnte. Ich bedankte mich und sagte, dass wir den Bus nehmen würden. Auf dem Weg zur Bushaltestelle liefen wir an meiner Arbeit vorbei / an dem Streetfood Platz von Sophies Mama. Wir fuhren also mit dem Bus und dann gingen wir noch an dem Bánh Mì Stand vorbei und kauften uns Bánh Mì. Dieses aßen wir im Volunteer-Haus und ich quatschte noch mit einer Freiwilligen, die gerade unten saß.

Eine ganz normale Arbeitswoche und die ersten Abschiede

Der Montag war ein ganz normaler Tag. Am Nachmittag brachte Sophies Mama (Tabita) dann eine große Tüte mit Erdnüssen mit. Als sie gegangen war, brach plötzlich eine große Aufregung bei den Lehrerinnen aus und sie riefen mir zu: „No money, no money!“. Als sie meinen fragenden Blick sahen, erklärten sie mir, dass Tabita kein Geld hat, aber trotzdem extra für mich und die Lehrerinnen Erdnüsse gekauft hat und diese sehr teuer und edel seien.
Dienstag früh auf dem Arbeitsweg, als ich mit den anderen beiden Freiwilligen am Streetfood Platz vorbeigegangen bin, hat uns Tabita eingeladen, dort Frühstück zu essen. Ich blieb und die anderen beiden gingen, da sie sonst zu spät gewesen wären. Sie sagten noch meinen Lehrerinnen bescheid, dass ich später kommen würde, da ich verschlafen hatte. Als ich allerdings sah, was sie mir zu Essen hinstellte, wäre ich am liebsten wieder gegangen. Es war ein „Glibber-Reiskuchen“ wie ich ihn jetzt oft nenne. Er bestand aus Reis, hatte aber eine gelee-artige, glibberige Konsistenz und war mit Fleisch gefüllt. Voller Hoffnung darauf, dass ich diesen nicht essen musste, fragte ich Tabita, ob dieser Kuchen vegetarisch sei. Sie lächelte mich nur an, nahm einen Löffel, pulte damit das Fleisch heraus, sodass nur noch die Glibbermasse übrig blieb und sagte ja, dieser Kuchen ist vegetarisch. Nun musste ich ihn essen, da ich auch wusste, dass dieser Kuchen sehr teuer und aufwendig zubereitet ist und dass es ein Privileg ist, wenn man diesen bekommt. Ich bekam ihn nur mit Mühe herunter. Den ganzen Tag lang schälte ich dann mit Sophie und noch einem anderen Mädchen Erdnüsse bis meine Finger rot waren… Zum Mittag bekam ich dann auch wieder etwas von Tabita. Manchmal hatte ich wirklich das Gefühl, dass sie dachte, sie muss mich durchfüttern. :-D
Mittwoch war dann der letzte Tag von den anderen beiden Freiwilligen bei mir im Center. Sie wollten noch gefilmt werden, während sie über die Straße gingen und sie filmten auch unseren Arbeitsweg zum Center. Vormittags war wieder Erdnüsse schälen angesagt und am Nachmittag blieb ich zu Hause, da es mir nicht gut ging. Ich schlief dann den ganzen Nachmittag lang und später erzählten mir die anderen beiden Freiwilligen, dass sich meine Lehrerinnen große Sorgen um mich gemacht haben und sie total besorgt gefragt haben, wo ich denn wäre. Am Abend ging es mir dann schon wieder besser und wir gingen in das Trill Rooftop Café.
Donnerstag war dann mein erster Tag allein im Center. Vormittags hieß es wieder Erdnüsse schälen und nachmittags herrschte Chaos in meiner Klasse. Es waren irgendwelche europäischen Ärzte von der Organisation da, mit der auch die beiden anderen deutschen Freiwilligen im Center da waren. Sie untersuchten die Kinder und gaben dann Tipps, die nicht umsetzbar waren. Sie taten auch nichts dagegen, dass Chaos in der Klasse herrschte. Im Gegenteil – sie beanspruchten einige Lehrerinnen auch noch für sich, sodass teilweise nur eine Lehrerin für 13 Kinder da sein konnte und ganz nebenbei noch ein paar Fragen der Ärzte beantworten musste. Zum Beispiel sagten sie, dass Sophie einen Rollator brauchte, mit dem sie laufen könne. Dabei wäre erstens kein Platz für solche Übungen, zweitens ist das Geld dafür nicht da und drittens könnte sie diesen auch draußen in den kleinen Gassen bzw. an der großen Straße nicht benutzen. Es war also ein Tipp, den man beim besten Willen nicht umsetzen kann. Das Ganze wirkte für mich sehr albern und nutzlos und auch der Umgang mit den Lehrerinnen war auf keinen Fall auf Augenhöhe. Nachdem die Ärzte weg waren, hielten die beiden anderen deutschen Freiwilligen noch einen Vortrag für die Lehrerinnen über die Behindertenhilfe in Deutschland. Sie erzählten allerdings nur, was Menschen mit Behinderung alles bekommen und wie gut sie es in Deutschland haben. Die negative Seite des ganzen ließen sie komplett weg und wie sich später auch noch herausstellte, hatten sie alles aus dem Internet abgeschrieben und erzählten zum Beispiel etwas über Schulen für Kinder mit Behinderung, wobei sie noch nie in einer waren. Das wäre nicht schlimm, wenn sie nicht auch Sachen erzählt hätten die absolut nicht stimmen. Nun ja, sie waren aber so überzeugt und stolz auf ihren Vortrag, sodass ich nichts sagte, sonst wäre es bestimmt in einem Streit geendet. Am Abend erzählte ich Akira, einer neuen japanischen Freundin von mir, von den Ärzten und dem Vortrag und musste mich erstmal abregen.
Freitagvormittag beschäftigte ich mich ganz normal mit Sophie, doch am Nachmittag sollte ich mich um ein anderes Mädchen ganz am anderen Ende des Raumes kümmern. Es brach mir das Herz zu sehen, wie traurig Sophie war, dass ich nicht bei ihr war. Ich verstand nicht ganz, warum das sein musste und vor allem so kurz vor meinem Arbeitsschluss… Später, als alle YouTube-Videos sahen, setzte ich mich allerdings wieder zu Sophie und sie freute sich riesig darüber. Am Abend packte ich dann noch meine Sachen für den Wochenendtrip nach Mai Chau.